Fit gemacht fürs internationale Wachstum

Fit gemacht fürs internationale Wachstum

Am Webinar von Swissparks.ch stand in der GEW-Woche im November die Swiss Entrepreneurs Foundation (SwissEF) im Fokus. Geschäftsführer Simon Enderli erläuterte Absicht und Zweck der Stiftung sowie des dazugehörigen Fonds für Wachstumskapital.

Die 16 Teilnehmenden erfuhren, was hinter dem UpScaler-Programm für Start-ups steckt, die international wachsen wollen. Michele Matt, Gründer und CEO von My Camper schilderte seine praktischen Erfahrungen damit.

Die Mobiliar, UBS, CS und Swisscom sowie weitere Schweizer Flaggschiffe unterstützen die Ende 2017 vom damaligen Bundesrat Johann Schneider-Ammann lancierte Stiftung, die heute unter der Schirmherrschaft von BR Guy Parmelin steht. Mit Peter Spuhler (von Stadler Rail) und Christian Leumann (von der Universität Bern) sowie Martin Vetterli von EPFL agieren erfahrene Wirtschaftskapitäne, Bildungsvorsteher und Incubator-Leiter in Stiftungsrat und Advisory Board von SwissEF. Mit Annette Heimlicher (Contrinex), Bettina Ernst (Biosystem) und Lea von Bidder (AVA Science) sind dort auch aufstrebende Jungunternehmerinnen vertreten.

Sie alle sind darum besorgt, dass sich die Rahmenbedingungen für Start-ups und innovative KMU in der Schweiz verbessern, damit neue Technologien schneller auf den Markt gelangen und im Land künftig mehr Risikokapital zur Verfügung steht. «Tatsache ist, dass oft viel Know-how, Technologien und Talente (nach der Gründungsphase an international tätige Firmen bzw. Konzerne wie Google, Amazon etc.) ins Ausland abwandern. Um diesem Trend entgegen zu wirken, verfolgen die Gründer von SwissEF das Ziel, neue Arbeitsplätze in der Schweiz zu schaffen und zu halten», erklärte Geschäftsleiter Simon Enderli am Anlass von Swissparks.ch.

Politisch auf Start-up-Anliegen aufmerksam machen
Das SwissEF Shaper-Programm ermöglicht Unternehmern und Exponenten aus dem Innovations- und Startup-Ökosystem, in politischen Hearings direkt mit Vertretern aus der nationalen Politik in Kontakt zu treten und diese für zentrale Fragen und Themen zu sensibilisieren.
Daraus hervorgegangen ist auch die Swiss Entrepreneurs & Startup Association (SWESA). Der Verband wurde diesen März auf Initiative der Swiss EF gegründet, welche die Geschäftsführung innehat. Ziel der SWESA ist es, die politische Arbeit zur Verbesserung der Rahmenbedingungen zugunsten von Startups und innovativen KMU’s massgebend zu stärken. Die Anliegen der mittlerweile 135 Mitglieder werden in erster Linie über die neugegründete «Parlamentarische Gruppe Startups und Unternehmertum», unter dem Co-Präsidium von Nationalrätin Judith Bellaiche und Nationalrat Andri Silberschmidt zusammen mit weiteren prominenten Vertretern aller Parteien, ins Parlament getragen.

Steuerliche Verbesserung erreicht
Bereits konnten unter Mitwirkung der SWESA erste Erfolge verbucht werden: Beispielweise lässt sich dank einer neuen schweizweit standardisierter Steuerpraxis ab nächstem Januar ein vollständig steuerfreier Kapitalgewinn durch den Erwerb von Mitarbeiteraktien in einem Startup realisieren. Weiter arbeitet man daran, die steuerlichen Rahmenbedingungen für Business Angels zu verbessern und einen Vorstoss für die Einführung von Start-up-Visa für Gründer zu initialisieren.

Neben dem politischen Engagement liegt das Augenmerk auf der praktischen Unterstützung von Startups. Hier setzt Swiss EF mit ihrem zweiten Standbein an: Das UpScaler Programm richtet sich an aussichtsreiche Schweizer Start-ups und innovative KMU, die bereits erfolgreich im Markt sind und international wachsen wollen. «Das Programm bietet Unterstützung dabei, Marktzugang und Wachstum im Ausland nachhaltig zu beschleunigen, den Unternehmenswert und die Attraktivität für Investoren zu steigern sowie neue Jobs und einen Wertgewinn für die Schweizer Wirtschaft zu generieren», so Enderli.

Ein Hauch von Silicon Valley in die Schweiz bringen
Um die Finanzierungslücke für die schwierige Entwicklungsphase zwischen Startup und etabliertem Unternehmen zu schliessen, hat die Stiftung zusammen mit der Mobiliar, UBS und Credit Suisse den Swiss Entrepreneurs Fund mit einer Zielgrösse von 250 bis 500 Millionen Franken lanciert. Der Fonds investiert unter der gemeinsamen Federführung der beiden Grossbanken direkt in Unternehmen sowie in Drittfonds. Firmen, die einen Finanzierungsbedarf von 5 bis 20 Millionen, ihren Hauptsitz in der Schweiz haben oder hier einen signifikanten Anteil ihrer Wertschöpfung erzeugen und eine internationale Strategie verfolgen, stehen dabei im Fokus. Bereits wurde in vier innovative Scale-ups – darunter Lunaphore, eine Lausanner Herstellerin von neuartigen Diagnosegeräten u.a. für die Krebsforschung – investiert. Fonds und Stiftung verfolgen damit den aus dem Silicon-Valley bekannten Ansatz, die Unternehmen nicht nur mit Geld zu versorgen, sondern im Rahmen des UpScaler Programms auch mit Know-how.

Mindestens 1 Million Umsatz und 10 Mitarbeiter
Teilnehmer erhalten damit ein umfassendes und massgeschneidertes Förderprogramm. Und das funktioniert so: Als Voraussetzung müssen Anwärter mindestens 1 Mio. Umsatz und 20 Prozent Wachstum im Jahr vorweisen, 10 Mitarbeiter beschäftigen, eine nachhaltige internationale Ausrichtung anpeilen und dazu einen Business- und Finanzplan vorlegen. «Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, erfolgt eine 360°-Strategie-Analyse, um die begrenzenden Wachstumsfaktoren zu definieren und entsprechende Ziele und Meilensteine zu stecken. Diese Analyse dient einerseits als Entscheidungsgrundlage für die Aufnahme ins Programm, andererseits für die Grobplanung von Massnahmen», erklärte Enderli.

Von Profi-Gründern und internationalen Experten beraten
Nach der Analyse können die ausgewählten Kandidaten auf das gesamte Swiss EF-Netzwerk zugreifen. Sie werden dabei durch einen Pool aus rund 50 namhaften Experten begleitet. Damit steht ihnen ein individuell zusammengestelltes Team mit erfahrenen Gründern- und ausgewiesenen Unternehmerpersönlichkeiten während der Dauer des Programms von 6 bis 24 Monaten beratend zur Seite. In halbtägigen Workshops wird monatlich gemeinsam auf die Schwerpunkte und Ziele hingearbeitet, ein Aktionsplan erstellt und das Erreichte ergebnisorientiert überprüft. Darüber hinaus bietet ein internationales Industrienetzwerk Unterstützung, indem Unternehmen wie die Bühler AG oder SGS SA den Teilnehmenden ihre internationalen Netzwerke zur Verfügung stellen. Diese können beispielsweise bei der Klärung regulatorischer Anforderungen oder bei der Etablierung lokaler Kontakte zu Kunden und Lieferanten in den Zielmärkten hilfreich sein.

MyCamper und fünf weitere Firmen im Programm
Momentan absolvieren acht Unternehmen (darunter myCamper.ch, PXL Vision und Climeworks) das Programm. Fünf weitere befinden sich in der 360°-Analyse.MyCamper.ch ist im Juni dazugestossen. Das 2015 gegründete «AirBnB für Reisemobile» war aus einer spontanen Idee entstanden, wie Inhaber und CEO Michele Matt, am Zoom-Meeting erzählte. 2014 waren er und seine Freundin mit ihrem Bus unterwegs und diskutierten mit anderen Studenten über ein innovatives Geschäftsmodell. Die damalige Ausgangslage: 100 000 registrierte Camper stehen irgendwo in der Schweiz über 11 Monate ungenutzt herum. Mieten ist zu teuer und unflexibel. Weiter stand fest, dass 68 Prozent der Reisenden mehr Urlaubszeit verbringen wollen. Die mögliche Lösung: Eine Austausch-Plattform für verfügbare Fahrzeuge zu schaffen. Durch das Teilen der Mobile können Mieter und Vermieter zudem bis zu 30 Prozent Kosten sparen im Vergleich zu herkömmlichen Angeboten.

Begeistert davon, bereitete Matt einen Businessplan vor und liess sich bei der Umsetzung von der «Start-up Academy» beraten. Heute managen er und sein 14-köpfiges Team von Basel aus die wachsende Community mit über 1000 Campern, erwirtschaftet seine Firma jährlich über 1 Million Schweizer Franken Ertrag. Als nächstes steht die Eroberung neuer Märkte auf dem Plan: 2022 in Skandinavien zu expandieren und bis dann ihr Geschäftsmodell entsprechend anzupassen.

«Hochprofessionelle Vorbereitung» für Start in Skandinavien
Für diese Zielsetzung würde das UpScaler-Programm wunderbar passen, sei der «perfect fit». Matt hob am Swissparks.ch-Webinar vor allem die hochprofessionellen und neutralen Mentoren hervor: «Diese haben unser Geschäftsmodell gut verstanden und sind während der 360°-Analyse mehr in die Tiefe gegangen als von uns erwartet.» Auch die Follow-up-Workshops seien ein grosser Mehrwert. «Das Programm zwang uns, unsere Strategie und exklusive Partnerschaften langfristig zu überdenken», betonte er. Um sich mit ihrer Plattform künftig noch besser auf dem Markt abzuheben, gelte es, ihre USP in weiteren Workshops zu schärfen. Positiv findet der Jungunternehmer zudem, dass das UpScaler Program nicht so stringent auf eine bestimmte Zeit begrenzt sei.

Weitere Informationen zum Programm: https://swissef.ch/projekte/
Bericht: Kathrin Cuomo-Sachsse, Kommunikation Business Parc